19. März 2024 03:26

Die Geschichte einer königlichen Hochzeit

Auf Schloss Hubertusburg in Wermsdorf wird eine interessante Ausstellung gezeigt, die auch Bezüge zu Meißen hat.

Versteckt im ländlichen Sachsen liegt eines der größten barocken Jagdschlösser Europas: die Hubertusburg in Wermsdorf. Wechselvoll war seine Geschichte. Auf die Errichtung und prachtvolle Ausstattung ab 1721 folgte nur wenige Jahre später die Plünderung durch preußische Soldateska nach dem für Sachsen verheerenden Siebenjährigen Krieg. Seiner Ausstattung beraubt, wurde das einstige Herrscherdomizil Fabrik, Magazin, Lazarett, Strafanstalt, Hospital …

Nun folgt die Wiederentdeckung. Aktuell richten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden noch bis zum 3. November eine Sonderausstellung im Schloss Hubertusburg aus. Ihr Thema – „Friedrich August und Maria Josepha. Das verlorene sächsische Rokoko“ – hat durchaus Verbindungen nach Meißen.

Wer nach Wermsdorf reist, um die überaus interessante und gut gestaltete Exposition zu sehen, wird nicht nur vielfältige Verbindungen von Sachsen und Österreich entdecken. Auch die Beziehungen von Sachsen und Frankreich spielen eine Rolle – und Verbindungen nach Meißen. Denn Tochter jener österreichischen Maria Josepha, die Hauptperson der Ausstellung ist, war ebenfalls eine Maria Josepha, die zur Kronprinzessin von Frankreich werden sollte. Sie legte am 14. Januar 1747 auf ihrer Reise nach Paris zur Vermählung mit dem französischen Dauphin Louis Ferdinand de Bourbon (1729 – 1765) in Meißen eine kurze Zwischenstation ein.

Am 9. Februar 1747 sollte die Hochzeit in Paris stattfinden. In Meißen wurde die erst 15-jährige Braut durch die Ratsherren empfangen. Für den hohen Besuch gab es roten und weißen Landwein. Der Prinzessin wurde auch eine „Fummel“ überreicht. Mit diesem speziellen Gebäck verbindet sich die Legende, dass es zur Disziplinierung und Überwachung für liederliche, betrunkene und liebestolle Kurierreiter zwischen Meißen und Dresden eingesetzt worden sei. Ausgerechnet ein solches vieldeutiges Backwerk wurde der Kurprinzessin angeboten!

Vielleicht wurde die „Fummel“ eher verschenkt, weil sie eine symbolische Bedeutung hatte. Möglicherweise war sie ein Hinweis auf die Jungfräulichkeit der Braut? Ein Sinnbild einer Illusion von Glück, Gesundheit und Liebe, die man nicht zerstören sollte? Die Prinzessin fuhr zu einem Menschen, den sie eigentlich nicht wirklich kannte, den sie aber im Interesse wichtigster Personen zu heiraten hatte.

Nach ihrer Hochzeit gebar Maria Josepha insgesamt elf Kinder, von denen drei Söhne – Ludwig, Louis Stanislas Xavier und Charles Philippe – Könige von Frankreich wurden. Von den Töchtern wurde Marie Clothilde Königin von Sardinien-Piemont und Elisabeth Prinzessin von Frankreich. Drei von Maria Josephas Kindern waren Totgeburten und drei verstarben noch sehr jung.

In der Wermsdorfer Ausstellung ist eine Meissener Porzellanfigur von Johann Joachim Kaendler zu sehen, die um 1746 entstand und den Vater des Dauphins – König Ludwig XV. von Frankreich – darstellt. Im Ausstellungstext heißt es dazu: „Die Vermählung der Tochter Augusts III., Maria Josepha, mit dem Dauphin Louis de Bourbon markiert einen Wendepunkt in der Verwendung von Porzellan in der fürstlichen Festkultur. Alle Dekorationsteile und der Tafelaufsatz, zu dem die Sitzfigur gehört, waren aus Porzellan, das zum ersten Mal nicht mehr mit Marzipan, Tragant oder Wachs kombiniert wurde. Zum Tafelaufsatz gehörte auch diese Figur, im Arbeitsbuch Kändlers beschrieben als ‚ein Manns Bild geharnischt, mit einem Talar auff einen kostbarn Stuhl sitzend, in der rechten Hand den Scepter mit dem allsehenden Auge Gottes.‘“

Eine Figur aus Elfenbein (von Dieppe, um 1750), die ebenfalls die Ausstellung schmückt, ist eine Allegorie auf die Vermählung der Maria Josepha mit dem Dauphin von Frankreich. Im Ausstellungstext heißt es u.a.: „Dargestellt ist ein nackter Jüngling. Er hält die nebeneinandergesetzten Wappen von Sachsen-Polen und des Dauphins von Frankreich empor… Auf der Rückseite des Schildes erkennt man zwei flammende, von einem Pfeil durchbohrte Herzen, die als Zeichen der Liebe gedeutet werden sollten.“ Diese Figur stammt aus dem Besitz des Grafen von Brühl, der am Zustandekommen der sächsisch-französischen Hochzeit wesentlich beteiligt war.

Gleiches gilt für eine Figurenstudie (Öl auf Leinwand, wohl 1747) mit „Kammermohr, Leibhusar und Heiduck“. Sie soll drei Bedienstete des Grafen Brühl bei den Feierlichkeiten anlässlich der Hochzeit  der Prinzessin Maria Josepha mit dem französischen Thronfolger zeigen. Die Bekleidung der Dargestellten verweist auf die „exotische“ Mode, die am Hof verbreitet war. Einer war etwa nach Art der altungarischen Soldaten gekleidet: der „Heiduck“. Eindruck macht aber vor allem der „Kammermohr“ mit Turban und einem Stab mit Halbmondbekrönung. Der „Leibhusar“ ist in der Bildmitte zu sehen: Er hieß Schindler und wurde auch als Porzellanfigur dargestellt – eine volkstümlich-fröhliche Gestalt wie etwa der königliche Hofnarr Fröhlich – welcher wiederum auch als Figur in Meissener Porzellan bekannt ist.

Eine goldene Medaille von Christian Siegmund Wermuth (Sachsen, um 1747), die anlässlich der berühmten Hochzeit gefertigt wurde, ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Sie verweist auf die politische Bedeutung der Eheschließung. Weil Sachsen die polnische Königskrone übernommen hatte, war das Verhältnis zwischen Frankreich und Sachsen angespannt. Die Heirat sollte es nun wieder verbessern. „Sie war Teil einer breiteren außenpolitischen Strategie des Grafen von Brühl, der ein Bündnis mit Frankreich gegen Preußen und England anstrebte“, heißt es dazu in der Wermsdorfer Ausstellung.  

In der aktuellen Wermsdorfer Ausstellung können Besucher der jungen sächsischen Kurprinzessin Maria Josepha näherkommen … vielleicht weitere Bezüge zu Meißen und Meissen entdecken?! Der Autor wünscht den Lesern einen ebenso erlebnisreichen Aufenthalt im Schloss Hubertusburg!

Foto: Schloss Hubertusburg in Wermsdorf, © SKD, Jörg Schöner

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